Bühnenproduktionen


LITERATURCOLLAGE
Über das Eigenleben von Käfern und Insekten






Das Programm
Leseprobe


LITERATURCOLLAGEN vonINNENnachAUSSEN

In einer Literaturcollage treffen Texte verschiedener Autoren aufeinander.
Entweder ergänzen sich die Texte in irgendeiner Form, oder sie treffen als Kontrast, als Antithese oder Paradoxon aufeinander.
Meist sind die "montierten" Texte in ein angedeutet szenisches Geschehen eingebettet, das die Grenze zwischen Bühnenrealität und Lebensrealität verwischt.

Über das Eigenleben von Käfern und Insekten
Betrachtungen über das Monströse

    Textgrundlage:
    Franz Kafka „Die Verwandlung“ 
    Jean-Henri Fabre „Entomologische Erinnerungen“
    (nach einer Idee von Verena Schönhofer)

In dieser Literaturcollage trifft eine der bekanntesten Erzählungen von Franz Kafka auf einen Text des französischen Natur- und Insektenforschers Jean-Henri Fabre.
Zwei konträre Texte, in denen jeweils Insekten bzw. Käfer im Mittelpunkt stehen. Dies sind  „Die Verwandlung“ von Franz Kafka (1883–1924) und die „Souvenirs Entomologiques“ des französischen Natur- und Insektenforschers Jean-Henri Fabre (1823–1915).
Christoph Schmid hat die Erzählung von Kafka in einem sorgfältigen Kürzungsprozess in eine Lesefassung gebracht, die den Erzählduktus des Textes wahrt und den Handlungsstrang vollständig zu transportieren vermag.
Eingeschlossen werden die als Collage vorgetragenen Texte, in einen fiktiven Vortrag, den ein Insektenforscher anlässlich der Eröffnung einer erstmals der Öffentlichkeit präsentierten Käfer- und Insektensammlung hält.

Das Interesse an Insekten dürfte bei Kafka ein anderes gewesen sein als bei Fabre, trotzdem gibt es eine Verbindung:
Die Faszination am Andersartigen schwingt in beiden Texten auf völlig verschiedene Art mit.
In Kafkas „Verwandlung“ findet sich der Protagonist, Gregor Samsa, eines Morgens in seinem Bett zu einem monströsen Insekt verwandelt.
Aufgrund Fabres detaillierte Beschreibungen vom Aussehen und vom Sozialverhalten stehen die „Souvenirs Entomologiques“ von Fabre in einem fast grotesken Gegensatz zum Text Kafkas. Fabre legte seine wissenschaftlichen Erkenntnisse über Insekten in einer recht amüsanten Prosa vor. Launige Naturschilderungen, wechseln mit akribischen Beschreibungen der Studienobjekte.

Ergänzt wird das Bühnengeschehen durch zugespielte Geräusche, die einer Geige entlockt wurden. Die Geräusche unterstützen das Bühnengeschehen und verwischen die Grenze zwischen Geräusch, Musik und symbolischem Klang.




Das Programm

AUSZÜGE  aus der ERZÄHLUNG "DIE VERWANDLUNG" von FRANZ KAFKA
und
JEAN-HENRI FABRE (1823-1915)
"DER HEILIGE PILLENDREHER" aus Entomologische Erinnerungen

FABRE:
So gingen die Dinge vor sich
KAFKA:
Erwachen
FABRE:
Käferbeschreibung
KAFKA:
Samsa zeigt sich
FABRE:
Die Fundstelle
KAFKA:
Die Flucht des Prokuristen
FABRE:
Die Herstellung der Kugel
KAFKA:
Reflexion der Lage
FABRE:
Die Fortbewegeung der Kugel
KAFKA:
Die Mutter kommt und Kampf mit dem Vater
FABRE:
Raub und Kampf
KAFKA:
Vernachlässigung
FABRE:
Der BAu
KAFKA:
Samsa geht

Dauer der Lesung ca 75 Minuten ohne Pause!




Leseprobe

CHRISTOPH SCHMID
Einführungsvortrag
  
 ........ Zum zweiten will ich Sie heute mit einem Forscher bekanntmachen, der sich auf ganz eigentümliche, ja ich möchte fast sagen extreme Art, Verdienste um die Insektenkunde erworben hat.
Dr. Franz Kafka aus Prag wagte um die Jahrhundertwende die mentale Reise hin in das Insektenbewusstsein.
Er ging damit weit über die damals übliche Verhaltensforschung bei Tieren hinaus.
Seinen Versuch sozusagen in das Tierinnere einzudringen, hat er in seiner wissenschaftlichen Abhandlung „ Die Verwandlung“, sprachlich überwältigend, dokumentiert.
Leider starb Dr. Kafka, aufgrund der unmenschlichen Anforderungen, die er an sich selbst und an seine Forschungen stellte, sehr früh.
Sein Tod stellt einen schweren Verlust für unser Wissenschaftsfach dar.
Im Sprachgebrauch der Allgemeinheit hat sich jedoch der Begriff „kafkaesk“ erhalten, der an ihn erinnert:
Kafkaesk wird eine Situation dann mit recht genannt, wenn man aus der Warte des Insektes heraus, einen Blick auf die Menschenwelt wirft.
Erstmals wage ich es heute, beide Sichtweisen dieser bahnbrechenden Verhaltensforscher gegenüberzustellen. ...........................


 


JEAN-HENRI FABRE
Der heilige Pillendreher

So gingen die Dinge vor sich.
Wir waren unser fünf oder sechs: Ich, der Älteste, ihr Lehrer wohl, aber mehr noch ihr Gefährte und Freund, sie, junge, warmblütige Burschen, voll fröhlicher Einfälle, überbordend vor Lebensfreude und Wissbegierde.
Gemütlich von diesem und jenen plaudernd, stiegen wir den von Weißdorn und Heckenröschen gesäumten Fußweg hinan, wo sich der Goldkäfer schon an den bitteren Düften der eben entfalteten Goldtrauben berauschte, um nachzusehen, ob auf der staubigen, sandigen Hochebene von Angles,  der Heilige Pillendreher schon aufgetaucht sei und seine Mistkugel davonrolle, die für die alten Ägypter bekanntlich das Abbild der Erde darstellte. .............

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