CD-Produktionen Heinz Kaisers pianistisches Tagebuch
Einführung CD Kaiser
Im Sommer 2007 fragte Heinz Kaiser bei mir an, ob ich Interesse hätte eine CD ausschließlich mit Klaviermusik aus seiner Feder aufzunehmen. Ich kannte Heinz Kaiser bereits von der CD-Produktion „Landshuter Komponisten“ auf der er mit Fünf Liedminiaturen, die ich mit der Mezzosopranistin Ute Feuerecker aufgenommen hatte, vertreten war. Bei unserem Treffen drückte mir Heinz Kaiser einen Stapel Notenblätter in die Hände und bat mich diese durchzusehen. Er verabschiedete mich mit der Bemerkung, er denke die Sachen seinen pianistisch eher unaufwendig. Nach einer ersten Sichtung konnte ich mich mit seinem Kompositionsstil anfreunden, wenngleich seine Pianistik mir vorerst gar nicht leicht vorkam, da sich in seinen Komposition natürlich sein eigentümlicher Klavierstil zeigte (Er ist selbst Pianist!). Irgendwie kam mir einiges wie ein ausgetretener Schuh vor, in den ich nicht so recht hineinpassen wollte. Da ich aber in die Musik immer weiter hineinwuchs, sagte ich zu, die CD aufzunehmen. Dabei überließ er mir vollkommene Freiheit bei der Auswahl der Klavierstücke, die er im Zeitraum der letzten zwei Jahre komponiert hatte. Kaiser notiert seine Stücke sehr sparsam und mit wenig Artikulationszeichen. Auch hier gab er mir als Interpret die Freiheit, meine eigene Version der Komposition zu finden. Heinz Kaiser rief mich dann fast wöchentlich an, um mir mitzuteilen dass es wieder neue Kompositionen gäbe, die ich dann frisch aus seiner Feder ausprobierte. Fast täglich komponierte er ein bis zwei dieser kurzen Stücke, die mir wie ein musikalischer Tagebucheintrag erschienen. So kam ich auf die Idee, die CD "Heinz Kaisers pianistisches Tagebuch" zu nennen. Umso passender schien mir der Titel, da Kaiser seinen Kompositionen genaues Datum und teilweise sogar minutengenaue Zeitangaben der Fertigstellung anfügt. Zwei Monate vor dem Aufnahmetermin konnte ich keine neuen Stücke mehr ins Programm aufnehmen, da ich durchaus damit beschäftigt war das Programm einzustudieren.
Die Musik
Heinz Kaisers Musik ist traditionell und modern zugleich. Sie unterwirft sich keinem Kompostionsdogma und lässt verschiedenste Einflüsse zu, ohne im geringsten nachzuahmen. Mit drei Schlagworten beschrieben ist seine Musik: Skurril, Ernst und Spielerisch. Diese drei Elemente finden sich in fast jedem seiner Stücke. Das Skurril-komische in seinen Arbeiten zeigt sich in der Sprunghaftigkeit, mit der er die verschiedenen musikalische Phrasen aufeinander folgen lässt. Unerwartetes steht neben Erwartetem! Vom Hörer verlangt dies ein hohes Maß an Flexibilität, um seinen musikalischen Kapriolen zu folgen. Traditionell ist seine Musik in dem Sinne, dass sie zwar die scharfe Dissonanz sucht, diese Reibungen stehen allerdings immer im Dienste der Tonalität. Sowohl die alpenländische Volksmusik ("Sopherl", "Kleiner Rumpler") als auch die Jazzmusik finden in seinem Stil Eingang ("Jazz-Fetzerl", "Blueswärts", "Walking"). Im Grunde ist es eine Musik der musikalischen Reihung und ist damit auf raffinierte Weise einfach. In einigen Stücken greift er zu dem parodistischen Stilmittel etwas absichtlich "falsch" klingen zu lassen. In "Stomp" einem verkappten Ragtime, vermittelt er den Eindruck wie wenn rechte und linke Hand verschoben wären, dadurch entsteht ein präzise geplantes Chaos. In "Kaprio" gibt es einen harmonisch merkwürdig abrupten Schlusstakt, der das Gehör in die Irre führt. Auch in "Chromatcal 3" hört sich der Schluss wie eine Coda an, die aus einem völlig anderem Stück herzukommen scheint !
Zu den Titeln
Der Titel "Fis-Be-De" nimmt Bezug auf den übermäßigen Dreiklang, auf dem das ganze Stück basiert. Das "Präludium Tri-Duol" spielt mit dem Gegensatz von Triolen und Duolen. "Fa-bra-cho" lässt Erinnerungen an Brahms und Chopin anklingen.
Kaisers bevorzugte Stilmittel
Die Ganztonleiter spielt in den meisten seiner Stücke eine Rolle. Aber nicht in dem Sinne wie sie beispielsweise Debussy verwendet! Kaiser fasst sie nicht als klangliches Ereignis auf, sonder als melodisches. Die Ganztonleiter entfaltet bei ihm eine gewisse Fremdheit, da sie in eine diatonisch konventionelle Umgebung gestellt ist. Aus der Ganztonleiter gewinnt er auch einen seiner Lieblingsakkorde: Den übermäßigen Dreilang. In Rhythmischer Hinsicht bevorzugt er die ungeraden Taktarten: Fünf-Viertel oder Sieben-Achtel, denen er die geraden Taktarten gegenüberstellt. In manchen Stücken gibt es sogar richtiggehend südamerikanisch anmutende Teile ("Chromatical 3", "Wechselbalg"). Kaisers Lieblingstechnik sind Oktavgriffe mit Quinte oder Quarte, die er ausgiebig parallel führt. In vielen Stücken entfaltet Kaiser, in schnellen, rhythmisch fließend gestalteten Passagen auch eine spezielle, völlig undurchschaubare Kontrapunktik (pianistisch kniffelig!).
Die Werke dieser CD werden Mitte 2008 in meinem kurz vor der Gründung stehenden regionalen Musikverlag "vonINNENnachAUSSEN" zur Veröffentlichung gelangen.
Ich wünsche der Musik von Heinz Kaiser viele offene Ohren! Christoph Schmid
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